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Ilka Schröder

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Editorial | Denkpause 18 | 22.04.02

LiebeR LeserIn,

im Gegensatz zu vielen anderen Menschen werden Sie wahrscheinlich kein Problem haben, die Auswirkungen der Entscheidungen des Europäischen Parlaments auf Ihre Lebenssituation einzuschätzen. Vor allem politikmüde DrogenkonsumentInnen haben diejenigen Abgeordneten wohl im Blick, die eine Unterscheidung zwischen »ernsten« und normalem Drogenhandel fordern. Wenn auf einer Party gute Stimmung ist, kann wohl kaum von ernstem Handel gesprochen werden. Polizeiliche Durchsuchungsaktionen müssen bis zu einem Stimmungsabfall warten, die DrogenhändlerInnen bekommen langsam Muskelkater in den Backen, vom andauernden Lachen. Wer auf der Straße dealt sollte immer eine Packung Lachgas dabei haben, damit im Zweifelsfall jeder Verdacht des ernsten Handels ausgeräumt werden kann.

Bei der Lektüre der Denkpause sollten Sie auf alle Fälle wegen der ernsten Texte keine Drogen konsumieren oder gar mit ihnen handeln. Das ist nicht nur für Ihr Strafregister wichtig. Falls Sie am ersten Mai demonstrieren wollen, müssen Sie dieses Jahr mehr denn je einen klaren Kopf behalten. Seit einigen Jahren geht man erst mal einen Naziaufmarsch verhindern, um dann in Kreuzberg für die weitergehenden Ziele zu demonstrieren. Dieses Mal müssen mitdenkende Linke wohl überlegen, ob sie auch in Kreuzberg gegen den antisemitischen Mob demonstrieren müssen. Für eine linke Demonstration ist nämlich ein »zionistenfreier Block« angedacht, in dem hitlergrüßende Israelflaggenverbrenner eine neue Heimat finden und von »Wir wollen keine - Judenschweine« rufenden AntiimperialistInnen angefeuert werden.

Von denjenigen unter Ihnen, die die DENKPAUSE nach dieser Ausgabe abbestellen werden, möchte ich mich hiermit noch verabschieden.

Ihre Ilka Schröder

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