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Reaktionen | Denkpause 19 | 08.07.02
Reaktionen auf Denkpause 18:
Ein Herr von Antisemiten
Der Artikel »Die Enkel machen weiter: Deutsche Soldaten gegen Israel?« aus der letzten Denkpause erregte erwartungsgemäß zahlreiche Leserreaktionen, von denen ich drei negative kommentiert und in ihrer originären Rechtschreibung darstelle.
Ich selbst hatte zu einem Foto von einem Demoschild aus der Palästinenser-Demo in Berlin (»Laßt keinen zweiten Holocaust zu«) auf die Möglichkeit hingewiesen, sich bei der Bundeszentrale für politische Bildung grundlegende Bücher über die deutsche Vergangenheit zu bestellen. Das war vielleicht keine gute Idee. Aus der Niedersächsischen Landeszentrale für Politische Bildung - Gedenkstätte Bergen-Belsen - erreichte mich nun ein Brief von J.H.K., der einen erneuten Vergleich mit Nazi-Politik vornimmt: »Die Besatzungspolitik der Israelis unterscheidet sich kaum von der der Nazis in Polen - und ich dachte, die Juden hätten aus ihrer Geschichte gelernt.« Welche Bildungsarbeit wird von der Landeszentrale wohl erst in Hannover geleistet, wenn schon in Bergen-Belsen die Frage aufgeworfen wird, »ob die Israelis nicht schon längst zu Tätern geworden sind«? Der Schreiber hat allerdings in seiner Vermutung recht, »dass diese Gedanken Sie nicht aus Ihrer betonnierten Sichtweise reissen werden«.
Herr H.-J.K. schickt eine eMail: »Werte Frau Schröder, ich kann Sie beruhigen,der Staat Israel wird nicht verschwinden oder ausradiert, aber sehr wahrscheinlich ist, das bald der letzte Palästinenser getötet oder vertrieben ist.
Wer sich dann gegen die Politik Israels ausspricht ist sofort an Antisemit. Wie einfach kann doch Politik sein. So schafft man erst ein Herr von Antisemiten Frau Schröder.«
An Herr Antisemit wie H.-J.K. kann mich leider nicht beruhigen. Die Zahlen der zivilen Opfer der aktuellen Intifada sind auf beiden Seiten fast gleich, wie das Institut für Terrorforschung in Herzliya (www.ict.org.il/) feststellte. 568 tote PalästinenserInnen stehen 452 getöteten israelischen ZivilistInnen gegenüber. Bei der Definition von ZivilistInnen ist man relativ großzügig: »Um nicht in den Verdacht zu geraten, die Statistiken zu Gunsten Israels schön zu färben, betrachten wir palästinensische Steinewerfer als Zivilisten« (s.a. www.n-tv.de/3021650.html). Die Zählung endet Mitte Juni, kurz bevor erneut viele israelische ZivilistInnen von palästinensischen SelbstmordattentäterInnen ermordet wurden.
U.S. schildert mir seine Erkenntnisse über den Titel Denkpause ausführlich, kommt dann aber nicht mehr zu einer Gegenargumentation. »Frau Schröder schreibt einen drei Seiten langen Artikel, für den sich jeder halbwegs politisch Interessierte zu Tode schämen würde.
Ich werde es mir verkneifen, jede einzelne Aussage dieses Machwerks zu zerpflücken und lade statt dessen Frau Schröder am 3.6.2002 um 19:30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung der Aschaffenburger Grünen zum Thema ´Nahost-Konflikt´ ein. Dabei wird der Pressesprecher der Generaldelegation Palästinas in Deutschland, Herr Mustafa Schedadeh, die Situation im Nahen Osten einmal aus palästinensischer Sicht schildern.« Eine schöne Methode der Positionsfindung haben sich die lokalen Grünen da ausgedacht: Meine mit dem israelischen Selbstverteidigungsrecht solidarische Position wird als Machwerk bezeichnet, der Vortrag des Propagandisten der terrorfördernden Autonomiebehörde dagegen als »Informationsveranstaltung«. Fehlt nur noch die Wiederaufnahme von Jamal Karsli als Ehrenmitglied in diesen Kreisverband.
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