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LiebeR LeserIn,

was ist der Unterschied zwischen deutschen Organisationen wie den Revolutionären Zellen (RZ) und völkischen Terroristen? Gemeinsamkeiten gibt es einige: Linke Deutsche hatten nie Berührungsängste zu so genannten Befreiungsbewegungen. 1976 entführten die RZ gemeinsam mit der palästinensischen PFLP eine aus Tel Aviv kommende Air-France Maschine nach Entebbe. Die deutschen RZ-Mitglieder Brigitte Kuhlmann und Wilfried Böse wirkten an der Aussonderung der israelischen Staatsbürger und Juden anderer Staatsangehörigkeit von den übrigen Flugpassagieren mit. Andere »Genossen« bekamen in palästinensischen Ausbildungslagern Kenntnisse an der Waffe vermittelt, in den gleichen Lagern wurden auch deutsche Neonazis ausgebildet.

Unterschiedlich ist jedoch die Reaktion der bundesdeutschen Eliten. Die RAF wurde von einem bis an die Zähne bewaffneten Staat bekämpft, obwohl es gar nicht ihre Aktionsform war, sich mit möglichst vielen Zivilisten in die Luft zu sprengen. Unvorstellbar, dass nach der Ermordung eines Bankchefs oder Arbeitgeberpräsidenten in Deutschland die Hinwendung zum Kommunismus beschlossen worden wäre. Bei Terroristen in sicherer Entfernung verhält sich Deutschland nun anders. Für den völkischen Terror auf dem Balkan stellte sich die NATO als Luftwaffe zur Verfügung, von Israel wird nach jedem Attentat ein eigener Staat für die Palästinenser und militärischer Rückzug verlangt. Selbst als hunderte Menschen in Moskau von islamistischen tschetschenischen Geiselgangstern gefangen genommen wurden, hatte die westeuropäische Politikberatung kaum andere Ratschläge, als Verhandlungen aufzunehmen, mit dem Ziel, den Befreiungskämpfer-Terroristen dort endlich die Macht zu überlassen. Wäre Deutschland so selbst mit den Kämpfen im eigenen Land umgegangen, hätten wir heute eine Räterepublik und in jedem Dorf einen Baader-Platz und eine Meinhofstraße. Wird die jüngste Sympathie für völkischen Terror fortgeführt, besteht aber eher die Gefahr, dass Sie die Denkpause in eine Barghuti-Straße oder eine Bassajew-Allee umbestellen müssen.

Ihre Ilka Schröder