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Ilka Schröder

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Denkpause 20 | 30.11.02

Nachwirkungen der DP 19:

Zwei ehemalige Abgeordnete der Grünen
kritisieren Nahost-Position

Ein Großteil der Leserbriefe beschäftigte sich wieder mit der Berichterstattung zum Nahost-Konflikt.

Der frühere Grünen-Europaabgeordnete Jakob von Uexküll attestiert mir »wegen Israel hast Du Dich leider völlig verrannt. Informier Dich doch bei mutigen Israelis wie Felicia Langer und Uri Avnery (Gush Shalom) — nicht bei `linken` ehemaligen DDR- jetzt Sharon-Apologeten (z.B. `Konkret`).« Der Satz wirft viele Fragen auf. Zunächst ist Felicia Langer vor allem für ihre Buchpublikationen in DDR-Verlagen und ihre prominente Stellung bei der Legitimation der antizionistischen DDR-Außenpolitik bekannt. Sie hat Jürgen W. Möllemann auf einer Veranstaltung der österreichischen Grünen verteidigt. Das ist in Deutschlandösterreich nicht besonders mutig und schon gar kein Grund für mich, ihre Äußerungen als Leitlinie für meine Politik zu berücksichtigen.
Gush Shalom wird zu einem großen Teil aus Deutschland finanziert, so floss beispielsweise auch Geld von der Stiftung des Leserbriefautors, der Right Livelihood-Award Stiftung (in etwa: Stiftung für die richtige Lebensführung). Deren Vermögen wurde nach Darstellung eines Flugblattes des Berliner Institut für Faschismus-Forschung und Antifaschistische Aktion e. V. (http://www.dki.antifa.net/ snowwhitemirror/flugis/Flugblatt _2002_05_22_BIFFF.html) teilweise von Jakob von Uexküll senior durch die Verbreitung von nationalsozialistischer Literatur erwirtschaftet. Da liegt der Verdacht nahe, dass sich manche Deutsche ein Sprachrohr finanzieren, über das dann das ausgesprochen wird, was die Auftraggeber schon immer mal hören wollten, sich aber nie selbst zu sagen trauten.

Als Reaktion auf seinen in der Ausgabe 19 veröffentlichten Leserbrief wurde das Arbeitsverhältnis »Honorarkraft auf Teilzeitbasis« des langjährigen hauptamtlichen Leiters des Besucherdienstes der Gedenkstätte Bergen-Belsen Julius H. Kriszan fristlos gekündigt, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (Haz) am 13.07.2002 berichtete. In dem Brief schrieb Kriszan, »die Besatzungspolitik der Israelis unterscheidet sich kaum von der der Nazis in Polen - und ich dachte die Juden hätten aus ihrer Geschichte gelernt«. Die Verantwortlichen in Bergen-Belsen waren daraufhin entsetzt. »Geschichtsklitterung und Relativierung von NS-Verbrechen« wirft ihm die Landeszentrale für politische Bildung als Trägerin der Gedenkstätte vor. Weiter heisst es dort: »Dass Kriszan die Frankiermaschine benutzte und auch E-Mails von der Gedenkstätte aus abschickte, könnte für den Beamten disziplinarrechtliche Folgen haben«. Aus der Partei der Grünen, deren Ortsverband Winsen an der Aller Kriszan mit seinem Briefpapier und seiner Adresse in weiteren wirren Briefen an mich ebenfalls vertritt, wurden hingegen keinerlei Reaktionen bekannt. Laut HAZ war Kriszan von 1983 bis 1985 sogar Bundestagsabgeordneter der Grünen. Die Partei hat allerdings ein wirkliches Problem: Wenn sie die Relativierung von NS-Verbrechen ernsthaft würde ahnden wollen, müsste sie bis zur höchsten Ebene ausmisten. Zur Begründung des Angriffs auf Jugoslawien wurde Auschwitz unter dem Motto »Gerade wir Deutschen...« als Standortvorteil für deutsche Angriffskriege auf ehemalige Nazi-Gegner umgedeutet.

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