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News | Denkpause 11 | 19.02.01
Radikale Empfängnisverhütung
Das Europäische Parlament hat Ende des Jahres 2000 einen Untersuchungsausschuss zum Klären ethischer Fragen beim Klonen des Menschen eingerichtet, der bis zum Sommer PatientInnen, ÄrztInnen, JuristInnen und andere Sachverständige anhören wird. Im zweiten Halbjahr sollen Konsequenzen diskutiert werden. Von der Realität werden die diversen Ethik-Ausschüsse und Enquetekommissionen schon überholt: In der Gentechnologie weiß man vorher nie so richtig, was nachher herauskommt. Zum Beispiel jüngst in Niedersachsen: Da waren Rüben, die eigentlich nur gegen das Ratzekahl-Herbizid »Liberty« resistent sein sollten, plötzlich auch nicht mehr durch ebenso radikal wirkende »Roundup« totzukriegen: Immunitätsübertragung durch Pollenflug, so die Erklärung.
In Australien hatte man die glänzende Idee, das Mäusevirus Ectromelia durch Einpflanzen eines entsprechenden Gens zur Produktion des Proteins Interleukin-4 anzuregen. Dieses Eiweiß kommt sonst in den Eizellen der Nager vor. Wenn die Mäuse Antikörper gegen das zwar hochinfektiöse, aber an sich harmlose Ectromelia bildeten, so kalkulierten die WissenschaftlerInnen, würden sie auch ihre eigenen Eizellen abstoßen und unfruchtbar werden.
Nach neun Tagen war der gesamte mit dem manipulierten Virus infizierte Mäusestamm tot. Warum, das können die Forscher bis heute nicht genau sagen. Vorsichtshalber haben sie ihre zweifelhaften Forschungsergebnisse aber in der Fachzeitschrift »Journal of Virology« (Februar-Ausgabe) veröffentlicht: Wie sie beteuern, nicht als Bauanleitung für noch verrücktere WissenschaftlerInnen, die an der »Atombombe des kleinen Mannes« basteln, sondern um vor genau dieser latent schon vorhandenen Gefahr zu warnen. Sowohl das Ectromelia-Virus, als auch das Interleukin-Gen sind bei Genforschern in aller Welt äußerst beliebt. Und Ectromelia ist eng verwandt mit dem menschlichen Pockenvirus, das »in freier Wildbahn« als ausgestorben gilt, aber noch in einer ganzen Reihe von Kühlkammern schlummert, weil es sich so gut für die biologische Kriegführung eignet. Die könnte nach dem Ärger mit dem radioaktiven Uran auch in der EU bald recht beliebt werden.
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