Editorial | Denkpause 13 | 01.07.01
LiebeR LeserIn,gute Sündenböcke sind eine schöne Sache. Alkoholisierte Kinder sollen an den zahlreichen Autounfällen schuld sein und SchleuserInnen bekommen die Verantwortung für an den EU-Grenzanlagen gestorbene Flüchtlinge zugeschoben. Wie kann man aber mit einer Aussage gleichzeitig für Atomkraft und gegen Migration kämpfen? Diese beiden Fliegen schlägt die Betreibergesellschaft der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield locker mit einer Klappe: Für das hohe Leukämieaufkommen - laut Greenpeace bis zu zehn mal häufiger als anderswo - sei die »Bevölkerungsvermischung« verantwortlich. Nicht deutscher Atommüll und die Einleitung von Abwässern in die Irische See, sondern »starke Zuwanderung von Menschen aus anderen geographischen Regionen« verursachte das erhöhte Krankheitsrisiko. Wegen der illegalen Lagerung von »versiegelten radioaktiven Quellen« wurden die Betreiber vor kurzem zur Zahlung von Bußgeldern verursacht. Aber auch hier Entwarnung: Diese Quellen sind sehr klein »etwas größer als ein Zehn-Pfennig-Stück«. Mich erinnert das an die schönen Ratschläge vom Anfang des Atomzeitalters: Bei einem GAU sollten Sie mit der Aktentasche über dem Kopf unter den Tisch kriechen! Sie haben keine Aktentasche? Das Papierformat der Denkpause reicht dazu aus, es um den eigenen Kopf zu binden. Damit ertragen Sie den rot-grünen Atomstaat auch noch die nächsten 20 Jahre. Auf einen Blick: |
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