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Europa | Denkpause 15 | 05.11.01
EP feiert den Dalai Lama
Noch als zu optimistisch haben sich meine Befürchtungen bezüglich des Besuchs des Dalai Lama erwiesen. In der letzten Denkpause hatte ich geschrieben, er solle als »geistiges Oberhaupt« der Gelbmützen-Buddhisten vor dem Europäischen Parlament sprechen. Das hatte die Konferenz der Fraktionsvorsitzenden auch so beschlossen, insbesondere die Parlamentspräsidentin Nicole Fontaine (EVP) und der konservative Fraktionsvorsitzende Poettering (EVP) legten darauf Wert. Letztendlich wurde der Besuch dann aber doch als Staatsbesuch verstanden. Die Direktion für Presse des Europäischen Parlaments schrieb in ihrer Ankündigung: »Der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, ist Chef der tibetischen Exilregierung und Staatsschef im Exil. Er residiert seit 1960 in nord-indischen Dharamsala. Er ist außerdem geistliches Oberhaupt einer der vier Hauptströmungen
«. Mit den meisten Mitgliedern meiner Fraktion GUE/NGL habe ich das Plenum vor der Rede des Dalai Lama verlassen. Die demokratische Legitimation vieler RednerInnen im Europäischen Parlament - z.B. EU-KommissarInnen -- ist schon relativ niedrig. Ein Parlament, das sich dann auch noch den im Kleinkindalter von einer religiösen Suchtruppe auserwählten Dalai Lama anhört und mit anhaltendem Applaus feiert, macht sich bestenfalls lächerlich, realistisch gesehen aber auch zum Verbündeten der in der letzten Denkpause näher beschriebenen Gelbmützen-Herrschaft. Die Nachrichtenagentur AP schreibt berechtigterweise, daß das Europäische Parlament als »großer Unterstützer einer Unabhängigkeit Tibets« gelte.
Ilka Schröder: Bad Religion. Dalai Lama soll im EP empfangen werden.
aus: Denkpause 14. https://www.ilka.org/material/denkpause/denkpause14h.html
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