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Asylpolitik | Denkpause 2 | 13.12.99
Rezension
Walser-Jugend e.V.
Stiftung für die Rechte der zukünftigen Generationen (Hg.): Was bleibt von der Vergangenheit? Die junge Generation im Dialog über den Holocaust. Berlin: Ch. Links 1999; 24,80 DM
Die Lieblingsbeschäftigung von Jörg Tremmel, dem Initiator der »Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen« (SRzG), ist das Niedermachen der 68er. Die Buchtitel der Stiftung sind stets programmatisch: »Die 68er. Warum wir Jungen sie nicht mehr brauchen« oder »Ihr habt dieses Land nur von uns geborgt«. Die Herausgeber charakterisieren die junge Generation im Vorwort ihres neuen Werkes »Was bleibt von der Vergangenheit?« als pragmatisch und unverkrampft. Einer jungen Generation, »die Althergebrachtes in Frage stellt, um die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen«, werden die »Alten« gegenübergestellt, die »noch immer in ideologisierten Kategorien denken und handeln«.
Der Entideologisierung aller gesellschaftlichen Widersprüche folgt - in bisher allen Büchern der Stiftung - die Konstruktion eines einzigen zentralen Generationenwiderspruchs. Immer wieder gelingt es der Stiftung, ein bis in die politische Mitte reichendes Spektrum von jungen Menschen zu instrumentalisieren. Mit ihren zum Teil durchdachten Beiträgen verhindern diese eine realistische Betrachtung der SRzG. Die AutorInnen, die die Hälfte ihres Honorars für die Arbeit der Stiftung spenden, dienen lediglich als Feigenblatt für die rechtsextremen Thesen von Jörg Tremmel. Auf wenigen Quadratzentimetern faßt dieser in einem Schaubild »Vergleichbarkeit verschiedener Ereignisse mit dem Holocaust« seine Sicht der Dinge zusammen. Unter den Rubriken »keine Vergleichbarkeit«, »eingeschränkte Vergleichbarkeit« und »direkte Vergleichbarkeit« ordnet er verschiedene Ereignisse ein, die seiner Meinung nach von den 68ern zu Unrecht als »faschistisch« bezeichnet werden.
Für Holocaust-vergleichbar hält Tremmel den »Archipel Gulag«, das »Pol Pot Regime in Kambodscha« und den »Völkermord in Bosnien oder im Kosovo«. Eingeschränkt vergleichbar ist für ihn die Ermordung eines Juden oder eines Asylbewerbers oder die »Schändung eines jüdischen Friedhofes«. Die Wortwahl bei den Ereignissen, die er für nicht vergleichbar hält, spricht Bände über sein Denken: »Maßnahmen gegen den Terror türkischer Jugendbanden in Westdeutschland«, »Änderung des Asylrecht-Artikels 16a (!)«, »Thematisierung des hohen Ausländeranteils bei Vergewaltigung und Mord in Deutschland heute«. Falsche statistische Schlüsse zur Ausländerkriminalität und eine Argumentation zwischen der unteren Stammtischkante und der Titelseite der »Deutschen Nationalzeitung« sind dann auch der Schwerpunkt von Tremmels eigenem Beitrag.
Dabei ist es eine alte Weisheit: Die Grenzen verlaufen nicht zwischen Alt und Jung, InländerInnen und AusländerInnen, sondern zwischen oben und unten, zwischen Revisionismus und Emanzipation, zwischen Rechten und Linken zukünftiger Generationen.
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