News | Denkpause 5 | 27.03.00
WTO-Geheimverhandlungen WTO-GeheimverhandlungenGeduld ist eine Tugend über die Pascal Lamy, der Außenhandelskommissar der EU, offenbar nicht verfügt. Während viele Staaten und ihre HandelsdiplomatInnen noch nach Erklärungen suchen, warum die WTO-Ministerkonferenz vom November 1999 scheiterte, wirbt Lamy bereits eifrig für eine neue Verhandlungsrunde - so als sei nichts geschehen. Die von der Europäischen Union anvisierten Ziele, vorrangig die Marktliberalisierung, sind die gleichen geblieben. Um nun auch die »Partnerländer«, die seit Seattle WTO-skeptisch sind, von der Notwendigkeit eines zweiten Anlaufs zu einer »Millenniumsrunde« zu überzeugen, betreibt Kommissar Lamy zur Zeit eine intensive Reisediplomatie. Im Namen der EU verspricht er, informelle WTO-Treffen künftig auch den VertreterInnen des Südens zu öffnen und den Entwicklungsländern verstärkt technische Hilfe und Schulungen zukommen zu lassen. Diese sollen es ihnen ermöglichen, WTO-Verhandlungsprozesse besser nachvollziehen und mitentscheiden zu können. Mit solchen Zuckerln sollen auch die HandelsministerInnen von Ländern, die sich in letzter Zeit globalisierungsskeptisch geäußert haben, wieder an den Verhandlungstisch gelockt werden. Grenzen zu!Der deutsche Innenminister Otto Schily will humanitäre Maßnahmen von BeamtInnen des BGS stärker verfolgen. Zwei Grenzschützerinnen hatten laut einem Bericht des »Spiegel« (31.01.00) 200 DM für den ungehinderten Einlaß von Flüchtlingen angenommen - und damit das gleiche gemacht, wofür an der Grenze BRD-DDR einst als Helden gefeiert wurden. Fischer will Europa aufrüsten»Morgen endet die Ära der Zivilmacht EU« titelte die »Financial Times Deutschland« (29.02.00). Obwohl in den meisten EU-Staaten SozialdemokratInnen regieren, und trotz des Wegfalls der Blockkonfrontation, wird eine neue Aufrüstung in Europa in Gang gesetzt. Nachdem der deutsche Außenminister Joseph Fischer mit den Nato-Bomben auf SerbInnen ganz zufrieden war (Frage des US-Magazins »Newsweek« 19. April 1999: »How do you think the war is going?« Antwort Fischer »I think NATO is doing a good job.«) fordert er inzwischen sogar eine Aufrüstung Europas. Im »Spiegel« vom 6. März 2000 antwortete er auf die Frage nach dem Aufbau einer eigenen EU-Armee gegen den Willen der USA: »Nicht Amerika ist zu stark, sondern Europa ist zu schwach.« Damit verschafft er den Forderungen des deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping nach einem höheren Wehretat kräftigen Rückenwind. Joseph Fischer ist grüner Außenminister der rot-grünen Bundesregierung von Deutschland. Das zitierte Fischer-Interview ist eine interessante Lektüre, u.a. wg. eines Hitler-Milosevic-Vergleichs Führungstreue gefordertBei den deutschen Grünen ist es inzwischen üblich, den Delegierten bereits vor der Anreise zum Parteitag Wünsche bezüglich ihres Stimmverhaltens mitzuteilen. Auch ich wandte mich in einem Brief (www.ilka.org/presse/pms3.html) an die Delegierten. Bahn: EXPO-Zwang für KundInnenZur Eröffnung der EXPO 2000 am 1. Juni 2000 werden heftige antikapitalistische Proteste erwartet. Das Interesse an den Karten ist dagegen nach wie vor gering. Die Weltpartner der EXPO sind verpflichtet, große Mengen von Tickets abzunehmen. Weltpartner Deutsche Bahn AG treibt KundInnen jetzt nach vergeblichen Werbekampagnen mit einer härteren Gangart zum Kauf einer solchen Karte. Das »Schöne-Wochenende-Ticket« der Bahn gilt während der Weltausstellung nicht. JedeR, die/der ohne eine EXPO-Eintrittskarte nach Hannover kommen will, muß für eine Bahnfahrt von Berlin aus sogar mehr als den Normalpreis bezahlen. Der Tagesspiegel (18.3.2000) berichtet, daß für eine Fahrt nach Hannover auf den Normalpreis ein Zuschlag von 12 DM erhoben werden soll. Wer dagegen bei der Bahn eine EXPO-Karte kauft, fährt billiger. Bahnsprecher Martin Katz sagte, die Bahn wolle die Zuschläge als »Steuerungsinstrument« einsetzen. Diese Art der Steuerung geht nahtlos in die EXPO-Ideologie über, nach der jedes Problem der Welt durch bessere Technik und eine horizontale und vertikale Ausdehnung des Kapitalismus gelöst werden kann. Ob Menschen damit in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, ist den EXPO-Sponsoren egal. Für militante EXPO-GegnerInnen hat die Tarifpolitik der Bahn allerdings einen Vorteil: Wenn Hakenkrallen die Züge nach Hannover stoppen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß echte EXPO-Fans aufgehalten werden. Andere können sich die Bahnfahrt nicht mehr leisten. Ob überhaupt noch Züge losfahren, steht aber in Frage. Die Eisenbahnergewerkschaft hat bereits mit Streiks während der EXPO gedroht, da die MitarbeiterInnen Gehaltskürzungen bekommen sollen. Kurios: Auch die Gewerkschaften geben Millionen für ihre EXPO-Darstellung aus und betreiben gleichzeitig Stellenkürzungen. Auch bei Weltpartner Post AG werden parallel zur EXPO Rationalisierungen vorgenommen. Man diskutiert eine Portoerhöhung ab Sommer 2000. |
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