ilka.org-Logo (Link auf Startseite)
Ilka Schröder

Startseite>Presse>

Presseerklärung 11/2003
Bruxelles, 26.06.2003

Freiwillig wird Deutschland nicht zahlen, also:
Kuckuck auf das Goethe-Institut

Zur Ablehnung der Klage beim Bundesgerichtshof (BGH) der Hinterbliebenen des Massakers in dem griechischen Dorf Distomo auf Entschädigung von Deutschland, erklärt Ilka Schröder, parteilose Abgeordnete im Europäischen Parlament:

Die Entscheidung des BGH ist eine unverschämte Beleidigung der Hinterbliebenen der Opfer. Sie fügt sich nahtlos ein in die abwiegelnde Art, in der die Bundesrepublik die Ansprüche anderer Opfer des Nationalsozialismus behandelt hat.

Aufgrund der deutschen Weigerung von »Wiedergutmachung« bleibt der einzig gangbare Weg für eine Entschädigung an die Opfer die Pfändung des Goethe-Instituts. Da der oberste griechische Gerichtshof bereits einen Kotau vor den Deutschen beschlossen hat, müssen sich die Hinterbliebenen die Durchsetzung ihrer berechtigten Ansprüche selbst erkämpfen.

Vergleicht man diese deutsche Position mit dem Geschwätz von der »besonderen Verantwortung« und den »Lehren aus der deutschen Geschichte«, mit denen die Bundesrepublik sowohl ihren Angriffskrieg gegen Jugoslawien, als auch ihren plötzlich entdeckten Nationalpazifismus beim Irak-Krieg begründet, kann man zumindest eine Logik entdecken: Wo immer es deutschen Interessen nützlich ist, wird das Dritte Reich gerne als Argument bemüht. Wo immer hingegen die Erinnerung an das letzte deutsche Weltmachtprogramm Geld zu kosten droht, bleibt das Portemonnaie zu. Jedenfalls wenn es nicht alten SS-Veteranen, sondern den Opfern der damaligen deutschen Politik zu gute kommt.

Bei der Abwehr der Ansprüche der Opfer hat sich hat sich die Bundesrepublik hinter dem Prinzip der „Staatsimmunität" verschanzt. Sie macht damit auf juristischem, wie auf politischem Wege klar, dass ihr die Opfer des letzten deutschen Anlaufs zur Weltmacht egal, lästig und ein bisschen hinderlich sind.
Vor rund 60 Jahren haben deutsche Truppen in dem griechischen Bergdorf Distomo ein Massaker angerichtet, das zu den brutalsten im 2. Weltkrieg gezählt wird. Dieses Massaker gehörte zu den Methoden deutscher Herrschaftssicherung, um die Ausräuberung Europas praktizieren zu können. Die Kriegsbeute der Nazis war ein Fundament des deutschen »Wirtschaftswunders«. Bis heute hat die Bundesrepublik Deutschland, die laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts nichts anderes als die Fortsetzung des Deutschen Reichs ist, den Opfern und den Hinterbliebenen in Distomo keinen Pfennig Entschädigung gezahlt.

Griechenlands Vasallentreue zu den jüngsten deutschen Anläufen, durch Europa zur Weltmacht zu werden, zahlt sich für die griechischen Opfer des Nationalsozialismus und ihre Hinterbliebenen nicht aus. Anstatt dass Goethe-Institut zu enteignen, hat sich die griechische Regierung zum verlängerten Arm des deutschen Entschädigungsabwehrregimes gemacht.

Pages in English

ilka.org sicher lesen? dann: https://www.ilka.org