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Ilka Schröder

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Presseerklärung
Nr. 10/2000, Brüssel 22.06.2000

Bundeskanzlervorschlag / Bio- und Gentechnologie

Kein Akzeptanzprogramm

Zum Vorschlag des Bundeskanzlers erklärt Ilka Schröder, Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Sprecherin für Bündnis 90/Die Grünen im Industrieausschuß:

Bevor die Bio- und Gentechnologie gefördert und akzeptiert werden könnte, müßte sichergestellt werden, daß alle potenziellen, beabsichtigten und unbeabsichtigten Ergebnisse rückholbar sind. Da dieses niemals garantiert werden kann, ist die Nutzung und Freisetzung abzulehnen.

Kaum hat die Atomindustrie eine langfristige Betriebsgarantie erhalten, stattet Bundeskanzler Gerhard Schröder den nächsten Industriezweig mit einem solchen Bonbon aus. Im Gegensatz zu den Interpretationen der vieler Medien, handelt es sich nach der Lektüre seines Redemanuskriptes nicht um ein Moratorium, sondern um ein Programm zur Akzeptanzförderung für die Gentechnologie, das nur freiwillige und unverbindliche Gegenleistungen der Industrie enthält.
Ziel der Bemühungen des Bundeskanzlers ist es nicht, gute Ernährung oder Gesundheit von Menschen zu erreichen. Auf der Erde gibt es bereits doppelt so viel Nahrungsmittel, wie für die Ernährung aller nötig sind. Auch Medikamente sind zahlreich vorhanden - allerdings nur in den Industriestaaten, die sie sich leisten können.
Das Problem ist die ungleiche Verteilung von Geld - nicht fehlende Technologien. Mit seinem Hinweis auf den »hohen Wettbewerbsdruck« hat der Kanzler bereits klargemacht, daß es ihm in erster Linie um die Kapitalakkumulation in deutschen Biotech-Unternehmen geht.

Auch für die Atomkraft mußte nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zunächst gesellschaftliche Akzeptanz hergestellt werden. Die Durchsetzung der Atomkraft gelang durch einen gigantischen Werbefeldzug der damaligen Bundesregierung zusammen mit den Energieversorgern. Die Behauptungen von damals haben sich als Lügen herausgestellt: Atomkraftwerke sind weder sicher, noch wurden - wie damals versprochen - Stromzähler abgechafft, weil die Ablesekosten im Verhältnis zu den Stromkosten zu hoch wären.

Für beide Risikotechnologien gilt: Entscheidungen sind unwiderrufbar. Atommüll strahlt noch Jahrtausende, freigesetzte Genpflanzen lassen sich nicht zurückholen. Terroristen, die einmal atom- oder biotechnologische Kenntnisse erworben haben, werden diese auch auf den Mehrheitsbeschluß eines Parlaments nicht wieder vergessen.

Deshalb: Sofortiges Verbot der Dinosauriertechnologien.

Weitere Informationen zur Biotechnologie unter: http://www.ilka.org

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