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Ilka Schröder

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Presseerklärung
Nr. 09/2001, Brüssel 15.03.2001

Europäisches Parlament verabschiedet Biotechnologie-Bericht

Ein Kotau vor der Gentech-Industrie

Am heutigen Donnerstag verabschiedet das Europäische Parlament den Bericht über "Die Zukunft der Biotechnologie-Industrie". Dazu erklärt Ilka Schröder, MdEP (Grüne):

"Das beste, was sich über diesen Bericht sagen lässt, ist, dass er als Eigeninitiativ-Bericht des Parlaments hoffentlich wenig Einfluss haben wird. Denn inhaltlich ist er eine einzige Katastrophe. Der Berichterstatter John Purvis muss sich vorwerfen lassen, ganze Passagen seines Berichts von den LobbyistInnen der Gentechnologie-Industrie abgeschrieben zu haben. Die mehr als berechtigten Vorbehalte vieler Menschen gegen die Risiken genmanipulierter Nahrungsmittel, gegen das Klonen von Menschen und Tieren haben dagegen kaum Eingang in seinen Bericht gefunden.

Die RepräsentantInnen der Gentechnologie-Branche dürfen sich über den Purvis-Bericht freuen. Sollte er umgesetzt werden, können sie nicht nur mit dicken Aufträgen der öffentlichen Hand rechnen, sondern dazu noch mit direkten Fördermitteln, die wohl diese angebliche Zukunftstechnologie an den Standort Europa locken sollen.

Immer wieder scheint in Purvis' Bericht der Wunsch nach einer sauberen, keimfreien, perfekten Welt durch, der seine Wurzeln in der Ideologie des Faschismus hat. Dazu passt, dass Purvis Staat und Industrie den Zugang zu den genetischen Daten der Bevölkerung öffnen will. Durchgreifender Schutz für Rechte an persönlichen genetischen Daten wurde dagegen abgelehnt. Das erhöht die Gefahr einer unkontrollierbaren Technologie, die sich letztlich gegen die Menschen wenden könnte.

Einfach vom Tisch gefegt wurden Erkenntnisse wie die, dass der Hunger auf der Welt ein Verteilungsproblem ist und kein Problem von zuwenig Nahrungsmittelproduktion - und dass er also auch nicht mit den Mitteln der Gentechnologie behoben werden kann, sondern lediglich mit denen der Politik.

Mit der Verabschiedung des Purvis-Berichts hat sich das Europäische Parlament selbst ein Bein gestellt: Im Grunde hat es damit die Entscheidungsgewalt über die künftige Entwicklung dieser hochproblematischen Technologie in die Hände der Industrie gelegt."top

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