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Pogromartiger Angriff auf mittelhessisches Alternativprojekt

Soziale Stimmung kippt

Zu ihrem Besuch bei der alternativen »Projektwerkstatt«, die in der Nacht vom 30.04. auf den 01.05.2001 stundenlang von etwa 50 Personen aus dem mittelhessischen Dorf Saasen angegriffen wurde, erklärt Ilka Schröder, Mitglied des Europäischen Parlaments (Grüne):

Ohne sichtbare Beteiligung von organisierten Neo-Nazis greifen 50 Personen aus dem Dorf Saasen ein soziokulturell-politisches Projekt an. Mit Totschlägern, abgebrochener Glasflasche, faustgroßen Steinen, Wagenheber und Schreckschusspistolen wird die »Projektwerkstatt« mehrere Stunden belagert. Nach dem Vorfall, von dem auch eine Nachbarin der Presse berichtete, versuchen örtliche Politiker den Pogrom herunterzuspielen. Nicht die AngreiferInnen, sondern die der Presse berichtenden AugenzeugInnen und die Angegriffenen werden kritisiert, weil sie den Ruf des Dorfes schädigen würden.

Überfälle von Nazis auf Flüchtlingsheime, Obdachlose, Behinderte und andere »AußenseiterInnen« gehören in der Bundesrepublik zum Alltag. Bisher unbekannt sind allerdings solche Ausschreitungen aus der Mitte der Gesellschaft, wie sie in dem mittelhessischen Dorf Saasen in der Nacht zum 1. Mai stattgefunden haben.

Möglicherweise spielt auch die vom Bundeskanzler angestoßene Debatte um »Faulenzer« eine Rolle bei der Entstehung dieses sozialen Pogroms. Die in der »Projektwerkstatt« wohnenden und arbeitenden Menschen leben auf einem deutlich unter dem Durchschnitt liegenden Konsumniveau und müssen für die wenigen hundert Mark, die sie monatlich zum Leben brauchen, entsprechend wenig Erwerbsarbeit nachgehen (die sie zudem noch mit ihrem soziokulturellen und politischen Engagement verknüpfen).
Ich werde mich am Freitag vor Ort über die Situation informieren.
Zu dem Gespräch sind auch VertreterInnen der Kommunalpolitik eingeladen.

Einladung zum Pressegespräch in Reiskirchen-Saasen
Freitag (18.05.2001), um 12.45 Uhr
Zu meinem Besuch in der Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen sind Sie herzlich eingeladen - auch im Namen der Projektwerkstatt.
Weitere Informationen: http://www.projektwerkstatt.de/saasen und
insbesondere http://www.projektwerkstatt.de/pwerk/saasen/pogrom.html
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