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Ilka Schröder

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Datum: 19.03.2001
Quelle: Schwäbisches Tagblatt
Autorin: (ren)

Verstörung auf dem Kriegspfad

Informationsstelle Militarisierung feierte fünfjähriges Bestehen und motzte mit Ilka Schröder

Tübingen (ren). Aufs politische Enfant terrible Ilka Schröder haben sich die Medien bundesweit längst eingeschossen. Grüne Parteikollegen sehen in ihr eine Provokateurin, riechen Parteischädigung und denken laut über Disziplinierung nach. Am Samstag war die 23jährige grüne Europaabgeordnete in Tübingen, um mit der Informationsstelle Militarisierung (IMI) deren fünfjähriges Bestehen zu begehen.

Die Berlinerin Ilka Schröder steht für drastische Kritik - an der aktuellen grünen Menschenrechtspolitik, an Fischers Außenpolitk, am Kosovo-Einsatz der Nato und der Bundeswehr, nur um Beispiele zu nennen. Der erklärte Gegner ihrer Attacken, auch am Samstagabend im Club Voltaire, ist die eigene Partei. Dabei nimmt Schröder kein Blatt vor den Mund und zitiert auch CDU-Politiker oder Bundeswehr-Forscher. Mal sind „die Grünen auf dem Kriegspfad“, mal redet sie vom Schüren der Kriegsbegeisterung. Und als Präsent hatte sie einen Kasten „Fischer-Technik“ mitgebracht - „damit die IMI weiterhin das rot-grüne Lügengebäude auseinandernehmen kann“.
Umso freundlicher fiel Schröders Laudatio für die Tübinger Informationsstelle aus. Die zunehmende Lähmung mancher Medien und Friedensbewegten gebe es dort nicht, vielmehr seien die Analysen und Prognosen der IMI oft zutreffend gewesen. „Sie reden vom Frieden und planen den Krieg“ - dieses Motto eines IMI-Kongresses ernannte Schröder zur „Übersetzungsformel“ mit der man alle Äußerungen abklopfen könne - besonders jene ihrer grünen Parteikollegen, wie sie gleich vormachte.
Ungefähr 20 Festgäste waren am Freitag nach und nach im Club Voltaire eingetrudelt. Es habe aber „Unmengen von Glückwünschen per E-Mail und Fax“ gegeben, berichtete IMI-Geschäftsführer Tobias Pflüger, und fand das typisch für seine Einrichtung: „Wir machen mit relativ wenig Leuten viel inhaltliche Arbeit.“ Die stellt Pflüger rückblickend noch einmal zusammen. 1997 der Protest gegen das Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw: „Hier entsteht eine gefährliche Truppe. Die steht für eine neue Bundeswehr, und diese steht für Kriege.“ Dass in der Kosovo-Krise Drohungen von außen nur zu Eskalation führen würden, stand einige Monate vor Kriegsbeginn in einem Papier der IMI, wo zugleich friedliche Strategien vorgeschlagen wurden. „Zu Beginn des NATO-Angriffskriegs wuchs unser Verteiler sprunghaft“, sagte Pflüger. Eine weitere IMI-Prognose habe sich bewahrheitet: „Das Eingreifen der Nato löst eine humanitäre Katastrophe aus und stärkt Milosevic innenpolitisch.“
Überdurchschittliche Presse-Beachtung bekomme die IMI, sobald Spektakuläres vorgeht: So, als Claudia Haydt bei den Grünen austrat, und als Tobias Pflüger wegen Aufruf zur Fahnenflucht vor Gericht stand und freigesprochen wurde. Dabei laufe die thematische Arbeit im Hintergrund, und für diese brauche man weiterhin Leute und Geld. Pflüger will einen Förderkreis für die IMI ins Leben rufen und hofft in Tübingen auf zusätzliche Schultern, um die Arbeit zu verteilen.
In der Diskussion musste sich Ilka Schröder von Grünen-Landtagskandidat Boris Palmer Vorwürfe machen lassen: Ihre überzogenen Unterstellungen ( „böse Absichten“) habe er als ausgesprochen kontraproduktiv empfunden. Zuvor hatte er eingeräumt, dass seine eigene Position zum Kosovo-Militäreinsatz von 1999 „in einigen Punkten zu gutgläubig war“. Schröder konkretisierte, weshalb sie gegen die eigene Partei so scharf schießt: Weil sogar die Grünen behauptet hätten, der Kosovo-Krieg sei notwendig - und weil sie „Auschwitz zum Standortvorteil für die Bundeswehr“ gemacht hätten. Für Schröder eine Verdrehung: Zuvor hatten Auschwitz und das Agieren der Wehrmacht stets gegen jeden Bundeswehr-Einsatz in Ex-Jugoslawien gesprochen.
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